Erster Netzentwicklungsplan für den Ausbau der Offshore-Windenergie
Der Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) hat am 23. Januar die ersten Offshore-Netzentwicklungspläne veröffentlicht. Mit ihrer Hilfe soll die nahtlose Integration von Offshore-Windparks in das Europäische Stromnetz gewährleistet werden. Die Pläne geben Orientierung für Zulieferer, Regierungen und die Windindustrie. ENTSO-E betont, dass die synchrone Planung der Onshore- und Offshore-Entwicklung wesentlich ist, um die Vorteile eines dekarbonisierten Energiesystems zu maximieren.
Neben einer übergreifenden Zusammenfassung („Pan-European Summary“) werden fünf Berichte zu den einzelnen Regionen vorgelegt, darunter die Nordsee- und die Ostseeregion. Mit dem paneuropäischen Plan wird ein umfassender Überblick gegeben über den Infrastrukturbedarf, die damit verbundenen Komponenten und deren voraussichtlichen – wenn auch zunehmend unsicheren – Kosten. Bis 2050 sollen in der EU bis zu 354 GW an Offshore-Energieerzeugungskapazitäten in die europäische Energieversorgung integriert werden. ENTSO-E kommt zu dem Schluss, dass dafür bis 2050 rund 400 Mrd. € an Investitionen erforderlich sind. Dies umfasst sowohl die Übertragungsinfrastruktur zur Anbindung an die Onshore-Systeme als auch die zusätzlich ermittelten hybriden Korridore, die einige der Offshore-Energie-Cluster mit unterschiedlichen nationalen Netzen verbinden. Sowohl der Umfang der Aufgabe als auch das erforderliche Tempo sind enorm. Bisher ist nur ein kleiner Teil der geplanten Offshore-Kapazitäten installiert worden. So müssen bis 2030 jährlich rund 15 GW durch die EU-Länder installiert werden, was eine erhebliche Beschleunigung des Ausbautempos erfordert. Die zusätzlichen Offshore-Kapazitäten müssen dabei nicht nur an die Onshore-Systeme angeschlossen werden, die Energie muss auch effizient in die europäischen Energiesysteme integriert werden.
Die gleiche Herausforderung wie für die Windindustrie gilt für die Übertragungsnetzbetreiber und die Projektträger für die Anschluss-Infrastruktur. Letztere muss rechtzeitig bereitgestellt werden und zeitlich mit dem Aufbau der neuen Anlagen koordiniert sein. Der mit dem Ausbau der Offshore Windindustrie verbundene Ausrüstungsbedarf wird insgesamt eine Herausforderung für die gesamte Lieferkette. Brigitte Köhnlein